Was gibt mir Sicherheit? Wie tragfähig ist der Glaube an Jesus Christus? Sind wir nicht verrückt, unser Leben auf etwas zu bauen, das vor fast 2000 Jahren stattgefunden hat?

Im Biblisch-Theologischen Institut beschäftigen wir uns mit den Inhalten und Hintergründen der biblischen Schriften. An Abenden zu den Evangelien oder zur Apostelgeschichte spreche ich mit den Teilnehmern gerne über den Beginn des Lukasevangeliums, wo Lukas uns einen Einblick in seine Arbeitsweise gibt:

„Schon viele haben versucht, all das aufzuschreiben, was Gott unter uns getan hat, so wie es uns die Augenzeugen berichtet haben, die von Anfang an dabei waren (…). Auch ich habe mich entschlossen, allem von Anfang an sorgfältig nachzugehen und es für dich, verehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben.“ (LK 1,1-3, Hoffnung für alle)

Lukas zeigt den großen Zusammenhang auf, in dem er steht: Schon viele vor ihm haben das aufgeschrieben, was die Apostel und andere immer wieder erzählen, die von Anfang an dabei gewesen sind. Und Lukas selbst hat sich noch einmal auf den Weg gemacht und „sorgfältig“ (griechisch akribos, das Fachwort damals für seriöses, heute würde man sagen: wissenschaftliches Vorgehen) recherchiert. In den Paulusbriefen lesen wir, dass er während dessen Haftjahren in Cäsarea bei ihm war. Vermutlich hat er in der Zeit im „Mutterland“ Orte und Personen aufgesucht, z.B. Maria, die Mutter Jesu, von der er so erstaunlich viele persönliche Sonderinfos hat.

Und dann benennt er das Ziel des ganzen Unterfangens: „auf dass du den sicheren Grund der Lehre erfährst, in der du unterrichtet bist“ (V. 4, Luther). Im griechischen Originaltext läuft der ganze Text auf dieses Ziel hinaus, auf Deutsch in etwa: „damit du erfährst … die sichere Grundlage“ (Asphaleia, die meisten dt. Übersetzungen schreiben: „Zuverlässigkeit“).

Glaube ist immer ein existenzieller Sprung, der uns Mut kosten kann, aber wir müssen ihn auch nicht größer machen, als er ist: Es gibt eine enorm dichte Überlieferungskette von den Ereignissen über die Augenzeugen bis hin zu den schriftlichen Fixierungen in den biblischen Schriften. Und die sind ihrerseits in einer Fülle an Handschriften überliefert, neben denen jedes Werk der klassischen Antike blass wird.

Gott hat uns nicht im Ungewissen gelassen, sondern dafür gesorgt, dass Wesentliches für unseren Glauben an ihn in Worten festgehalten wurde. Die Bibel zu verstehen und für unsere Zeit anzuwenden, ist immer wieder ein neuer Prozess, damit wir „den sicheren Grund der Lehre erfahren“; damit wir verstehen, wie sehr diese Grundlage trägt und damit wir uns an diesem Anker immer fester machen, um Jesus nachzufolgen mit Herz, Hand und Verstand.

Frauke Bielefeldt, Theologin und Autorin, Referentin beim Biblisch-Theologischen Institut Hannover (BTI)

(Bild: Midgard Designer / photocase.de)