Sterbende begleiten lernen
Was Kursteilnehmerinnen des Hospizdienstes bewegt
Als Koordinatorin des ambulanten Hospizdienstes stelle ich mir immer mal wieder die Frage, was Menschen motiviert, sich ehrenamtlich in solch einem Dienst zu engagieren. Warum möchte man seine Zeit an Sterbende, Schwerstkranke oder Trauernde verschenken? Warum haben sich gerade bei uns im Diakoniewerk Kirchröder Turm in diesem Jahr sieben Menschen auf den Weg gemacht, einen Kurs zu besuchen, um zu lernen, wie man Sterbende begleitet?
Was bedeutet eigentlich Motivation? Motivation ist – so heißt es – die Summe aller bewussten und unbewussten Beweggründe für alles, was ein Mensch anstrebt oder vermeidet!
Zu ihrer Motivation im Kurs „Sterbende begleiten lernen“ habe ich einige Kursteilnehmerinnen des aktuellen Kurses befragt und sie gefragt: Was begeistert dich, treibt dich an oder aus welchen Beweggründen hast du diesen Kurs belegt? Wenn Ehrenamtliche mir solche oder ähnliche Dinge aus ihren Begleitungen erzählen, dann motiviert mich das als Koordinatorin immer wieder hospizlich, diakonisch unterwegs zu sein. Bei den Menschen und für die Menschen – was für ein Geschenk.
Kerstin B.: Nach dem Tod meiner Tante, die ich selbst vier Wochen bis zu ihrem Tod begleitet habe, suchte ich im Internet nach Kursen zur Sterbebegleitung. So bin ich auf das Diakoniewerk und den ambulanten Hospizdienst aufmerksam geworden. Nach einem persönlichen Gespräch hat sich der Wunsch, den Kurs für Sterbebegleitung zu machen, weiter gefestigt. Im Februar 2022 war es endlich so weit. Die wunderbaren Menschen des Kurses und das Praktikum im Pflegeheim waren ein großes Geschenk. Und dann habe ich, nach vielen Jahren des Zweifelns und der Suche, auch noch eine Gemeinde gefunden, in der ich mich getragen, gestützt und gesegnet fühle. Für das alles bin ich unendlich dankbar.
Kirsten H.: Für mich ist ein christlicher Hintergrund wichtig. Das Thema Tod und Sterben interessiert mich schon lange und begleitet mich im Arbeitsalltag in einem Pflegedienst. Ich möchte gut gerüstet sein, Menschen am Lebensende zu begleiten. In dem Kurs lerne ich, über das Thema Sterben zu sprechen. Das wiederum motiviert mich, mit Menschen in meinem Umfeld darüber zu reden. Ich wünsche mir, dass es in der Gesellschaft normaler wird, über das Sterben zu sprechen, da es jeden angeht.
Carmen W.: Als ich im Rahmen meiner Pflegeausbildung einmal ein stationäres Hospiz besucht habe, hat mich die besondere Stimmung dort beeindruckt. Der Umgang miteinander war liebevoll, respektvoll, würdevoll, achtsam, friedlich und gar nicht so schwermütig, wie ich es erwartet hatte. Das habe ich nie vergessen. Als dieser Kurs angeboten wurde, konnte ich nicht anders, als mich anzumelden. Es war jetzt dran für mich. Meine Motivation ist, Menschen auf dem letzten Weg ein paar schöne Momente zu bereiten und mit ihnen gemeinsam Zeit zu verbringen.
Nancy G.: Aus persönlichen Gründen, eigene Krankheit sowie Sterben und Tod meiner Oma, habe ich mich schon immer mal mit dem Thema Tod beschäftigt. Ich habe aber nie die Möglichkeit des Austausches darüber gehabt, obwohl ich mir das schon lange wünsche. Hospizarbeit interessiert mich schon länger. Als ich von dem Kurs hörte, habe ich mich nach einem persönlichen Gespräch mit Sabine Schmidt sofort angemeldet. Im Kurs gab es viele Informationen und Austausch in besonderer Atmosphäre – sowohl sachlich als auch emotional. Durch die besondere Herangehensweise an das Thema Sterben und Tod wurde mein Blick noch mal in eine andere Richtung gelenkt. Persönlich habe ich mich weiterentwickelt und habe durch den Kurs eine Bereicherung erfahren. Auch nach dem Praktikum habe ich festgestellt, dass ich mich mancher Herausforderung stellen und gerne Menschen begleiten möchte, die auf ihrer letzten Wegstrecke sind. Ein kleines Licht auf diesem Weg möchte ich sein.
Ruth H.: Als ich im Rahmen eines Gottesdienstes in meiner Gemeinde von diesem Kurs hörte, spürte ich gleich den inneren Impuls, mich anzumelden. Hospizarbeit empfand ich schon immer als besonders und wertvoll. Während meiner Arbeit in den Jahren 2017/18 im Diakoniewerk hatte ich häufiger Berührungspunkte mit Mitarbeitern des ambulanten Hospizdienstes. Dabei erlebte ich sie als offen, liebevoll und nahbar. Da das Thema Tod und Sterben in den letzten Jahren mehr Gewicht in meinem Leben bekommen hat, war die Kursteilnahme genau das, was ich gesucht hatte.
Durch meine Arbeit in einem Pflegeheim, wo ich häufig mit Angehörigen und Betroffenen zu tun habe, treten Themen wie Tod und Sterben immer wieder auf. Dafür möchte ich gerüstet sein. Viele Impulse, die ich im Kurs bekomme, zeigen mir deutlich, wie wertvoll es ist, Zeit für Sterbende zu haben. Durch die Erfahrungen der anderen Kursteilnehmerinnen und den Austausch mit ihnen werde ich motiviert, an dem Thema dranzubleiben und mich ehrenamtlich zu engagieren.
Sabine Schmidt
Koordinatorin des ambulanten Hospizdienstes
Kirchröder Straße 46 30559 Hannover
T: 0511. 95 49 8-57
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