service wohnen impfungIn jeder Zeitung kann man es lesen, in jeder Nachrichtensendung hören, keine Talkshow kommt ohne Kommentare zur Impfstrategie aus. Da, wo viele Hochbetagte sich durch Telefonleitungen quälen müssen, wo Impfzentren unter niedrigen Impfstoffangeboten leiden, da stehen wir auf einmal mit einem glücklichen Grinsen auf der Seite der Entspannten. Am 19. und 20. Januar wurden im Diakoniezentrum Jägerallee Springe Bewohner des Pflegeheims, des Service Wohnens, Yocas, der Wohngemeinschaft für junge Pflegebedürftige und MitarbeiterInnen gegen das Corona-Virus geimpft. Alle haben überlebt.

Als wir schon im Dezember erfuhren, dass die „vulnerablen Gruppen“ priorisiert werden, hatten wir noch keine Ahnung davon, welche Logistik hinter dieser Kampagne stehen würde. Wir hatten keine Ahnung, wann „unser“ Termin sein sollte und wieviel Zeit wir haben würden, unsere Bewohner darauf vorzubereiten, die Einverständniserklärungen einzuholen und einen Ort herzurichten, an dem das Impfteam (oder die Impfteams…?) ihre Arbeit aufnehmen könnten.
Anfang Januar kamen dann die Informationen über das logistische Procedere: Was wir alles vorhalten sollten, welche Formulare benötigt werden, was alles abgefragt werden muss und wo eine Unterschrift hingehört. Für jeden Impfwilligen bedeuteten das 3 Formulare im Original und drei in Kopie. Und vielleicht kann sich der eine oder die andere vorstellen, was es bedeutet, eine große Zahl von über 80-100- jährigen aufzuklären, Bedenken zu Spätschäden(!) ernst zu nehmen und zahlreiche Fragen zu beantworten. Im Pflegeheim und bei Yocas kamen noch die Einwilligungsbescheinigungen der gesetzlichen Betreuer dazu.

 

Patrick Neuendorf, PDL im Pflegeheim, hat für alle Bereiche des Diakoniezentrums die benötigten Formulare ausgedruckt (ca. 2000 Blatt!!!), so dass wir einen nach dem anderen abfragen konnten. Auf dem Gelände des Service-Wohnen breitete sich eine richtige Euphoriewelle aus. Um den Jahreswechsel war noch nicht ganz klar, ob der Bereich des Betreuten Wohnens zu der priorisierten Gruppe gehören würde. Wir haben alle Bewohner und Mitarbeiter unseres Werks in ausgefeilten Excel-Dateien erfasst und angemeldet. Am Freitag erfuhren wir nicht nur, dass am Mittwoch geimpft wird, sondern auch, dass die Formulare nochmal einer Evaluation unterzogen wurden. Inhaltlich fast gleich, aber im neuen Layout, kamen die Formulare daher und sollten nochmal ausgegeben werden. Die alten hätten ihre Gültigkeit verloren… Ich spüre ihn jetzt noch, den Kropf, den ich hatte. Also, nochmal alles ausdrucken, diesmal gab es statt drei Seiten fünf, die auszufüllen waren. Wir Bereichsleiter setzten uns hin und bereiteten alles noch einmal vor. Das war aber nicht zu schaffen, weil plötzlich die Information kam, dass das Impfteam schon einen Tag früher auf das Gelände kommt. Super! Eine unserer ersten Fragen an das Team war dann auch gleich, ob sie die schon ausgefüllten und unterschriebenen alten Formulare akzeptieren würden. Und siehe da: Man akzeptierte. Ein tolles Team der Johanniter mit einem begleitenden Impfarzt haben an Tag 1 sämtliche Bewohner des Pflegeheims, sämtliche impfwilligen Mitarbeiter und alle Yocas-Bewohner geimpft. An Tag 2 kam ein neues tolles Team der Johanniter für die Bewohner des Service-Wohnens in die Jägerallee. Alle mobilen Bewohner konnten im Clubraum von Haus A geimpft werden, alle nicht Mobilen wurden in ihren Wohnungen aufgesucht. Am Ende von zwei langen Tagen blieb das Gefühl großer Dankbarkeit für einen Impfstoff, für kompetente Impf-Teams, die wussten, wie die Abläufe sein müssen, für die Möglichkeit, die die Regierung geschaffen hat, besonders gefährdeten Gruppen den Vorzug zu geben, für gegenseitige Unterstützung unter den Bewohnern (…ich kümmere mich um Herrn/Frau xyz, die können nicht allein kommen…), für richtig gute Stimmung. Wir fühlten uns wie am Nabel der Welt, dort, wo das Leben tobt, eben im Diakoniezentrum Jägerallee Springe am Deister.

Regina Bauer (Koordinatorin Service Wohnen)