Dankbarkeit und Vertrauen
Mit welchen Eigenschaften kommt man gut durch eine Krise? Unsere Freiwilligen von Dienste in Israel sind dieses Jahr wirklich krisengeprüft. Anfang März kam das Corona-Virus im Alltag ihres Versöhnungsdienstes an.
Weil sie alle in sozialen Einrichtungen mit besonders gefährdeten Personen arbeiten, z.B. in Altenheimen, mussten viele Absprachen getroffen werden. Manche Volontäre wurden von einem Tag auf den anderen vom Dienst freigestellt, andere durften das Gelände ihrer Einrichtung nicht mehr verlassen.
Inmitten dieser turbulenten Zeit stand unser voll Vorfreude erwartetes Wochenend-Seminar in der Negev-Wüste an. Dass dieses Seminar tatsächlich stattfinden konnte, ist ein wunderbares Geschenk! Wir durften erleben, wie Gott unser Vertrauen auf ihn in all den Ungewissheiten belohnt. Für alle vier Tage waren Starkregen und Sturmböen angesagt - letztlich regnete es beim Seminar fast ausschließlich nachts. Tagsüber konnten wir bei Sonnenschein die durchfluteten Wadis und sogar den Wasserfall bei Ein Avdat bestaunen. Dieser ist nur für 1 bis 2 Tage im Jahr zu sehen, nämlich dann, wenn es Sturzfluten gibt. Die Berghänge in der Wüste waren übersät mit unzähligen Blumen. Wir genossen eine gute Gemeinschaft, tolle Begegnungen mit Einheimischen und intensive geistliche Zeiten.
Am Tag unserer Abreise musste die Unterkunft schließen und Treffen mit über 10 Personen wurden verboten. Wenn das nicht göttliches Zeitmanagement ist! Einen Tag nach dem Seminar forderte das Auswärtige Amt alle deutschen Freiwilligen weltweit auf, aufgrund der Krisenlage schnellstmöglich nach Deutschland zurückzukehren. So veranlassten wir schweren Herzens innerhalb von zwei Tagen die Ausreise unserer Volontäre.
Dass ihre so wertvolle, prägende und gesegnete Zeit in Israel ganz abrupt zu Ende gehen musste, war für uns alle ein gewaltiger Schock. Doch dominiert in den Abschlussberichten der Volontäre die Dankbarkeit für alles Erlebte und für die Möglichkeit, solch einen Dienst am jüdischen Volk in Israel getan haben zu dürfen.
Wir planen, unsere Arbeit in Israel mit einer neuen Gruppe ab Oktober fortzusetzen. Dass dies bei den weiteren Entwicklungen der Corona-Pandemie möglich sein wird, ist ein Gebetsanliegen.
Mit welchen Eigenschaften kommt man gut durch eine Krise? Mit Blick auf unsere Volontäre lautet die Antwort: mit Dankbarkeit und Vertrauen. Wer Dank opfert, verherrlicht mich und bahnt einen Weg; ihn werde ich das Heil Gottes sehen lassen (Ps. 50, 23).
Susanne Badum