… so die Aufforderung seit März 2020. Selbst die Mainzelmännchen proklamieren diesen Slogan! Und Menschen bleiben zu Hause: Home-Office, Kurzarbeit, Betriebe und Gastronomie geschlossen, Reisen verboten, Schulen und Kindergärten dicht, …Es gibt viele Gründe! Und keiner ist wirklich selbst gewählt.

Vieles fällt nun seit Monaten weg: die tägliche Routine, gewohnte Aufgaben, finanzielle Sicherheit und, wohl für viele die größte Beeinträchtigung, soziale Kontakte! Gleichzeitig kommen ungeplante Herausforderungen: Kinderbetreuung, Sicherheitsabstände, Schutzmasken und Verhaltensregeln. Partner und Familien rücken bedrohlich zusammen. Alleinlebende werden zu Alleinbleibenden. Verunsicherung und Zukunftsängste, Stress, Überforderung, Hilflosigkeit
und Einsamkeit sind nur einige der daraus resultierenden Gefühle. Manch eine/r „berappelt“ sich nach kurzer Zeit wieder, andere verfallen in eine gewisse Ohnmacht. Gerade Menschen, die schon vor dieser Krise Belastungen zu tragen hatten, gehen unter dem zusätzlichen Gewicht in die Knie.

Mein Unwort des Jahres: systemrelevant! Nicht, weil ich den Vielen, die dazu gehören nicht den verdienten Respekt zollen wollte. Aber: Gehöre ich dazu? Und wenn nicht: Bin ich noch wichtig? Fragen, die uns auch in der Beratungsarbeit begegnen. Für Menschen, die sich selbst in Frage stellen, klingt „nicht systemrelevant“ wie: überflüssig, unbedeutend, wertund nutzlos. In unserer Beratungsstelle arbeiten Menschen die daran glauben, dass kein Mensch wertlos, nutzlos oder ungeliebt ist. Wenn Systeme und Selbstbildnisse ins Wanken geraten sind, wollen wir eingreifen und helfen, dass Lebensfundamente stabil und Sichtweisen wieder klarer werden können.

Dazu gehört auf Seiten der Ratsuchenden eine große Portion Mut, etwas an der eigenen Sicht, Haltung oder Situation ändern zu wollen. Auf Seiten der Ratgebenden gehören ein sicherer Halt, Kompetenz, Einfühlungsvermögen und die Flexibilität, sich immer wieder auf neue Situationen einstellen zu können, dazu. Seit März 2020 nicht nur vor Ort, auch am Telefon oder über Video-Chat.

Horst Weichert